Das Aufmaß
was, warum und wie?
Gründe, warum man Pläne seiner Wohnung, seines Hauses oder anderer Gebäude benötigt, gibt es viele. Ob Verkauf, Umbau oder auch "nur" eine umfangreiche Renovierung – eine genaue Wiedergabe der baulichen Gegebenheiten im Grundriss garantiert eine zuverlässige Basis für das anstehende Vorhaben. Ganz am Anfang – also lange bevor der eigentliche Grundriss gezeichnet wird – steht die Erfassung des Gebäudes. Man spricht hier auch vom so genannten Aufmaß.
Was ist eigentlich ein Aufmaß?
Doch worum handelt es sich beim Aufmaß und was wird ausgemessen? Die Antwort auf diese Frage lautet: Alles. Ganz so simpel ist die Antwort allerdings dann doch nicht, denn je nach gewünschtem Detaillierungsgrad der Pläne kann ein Aufmaß recht einfach ausfallen oder aber selbst kleinste Details beinhalten.
Ganz allgemein gesprochen:
Bei einem Aufmaß werden alle sichtbaren Oberflächen mit ihren Dimensionen und ihrer Lage zueinander erfasst. Das sind Wände, Boden, Decken und alle darin befindlichen Öffnungen und Einbauten. Nicht direkt messbar ist dagegen alles, was sich zwischen den sichtbaren Oberflächen befindet. Massive Bauteile, wie etwa Wände, lassen sich zwar teilweise an Fenster- oder Türöffnungen in ihrer Dimension bestimmen, ansonsten ergeben sich die Maße aber lediglich als Resultat der beim Messen verbleibenden "toten" Bereiche. Kurz gesagt, wo im Grundriss kein messbarer Raum ist, befindet sich notwendigerweise ein massives Bauteil.
Hinweis Aufmaße werden zunächst zerstörungsfrei erstellt. Das bedeutet, dass lediglich Flächen und Bauteile maßlich erfasst werden. Nicht sichtbare Bauteilaufbauten, wie Putzdicken, Bodenaufbauten etc., sind dagegen kein Bestandteil eines einfachen Aufmaßes.
Das Aufmaßblatt – Ergebnisse strukturiert erfassen
Bevor Sie mit dem Messen beginnen, sollten Sie sicherstellen, dass alle ermittelten Maße zuverlässig dokumentiert werden. Bereits ein einzelner Zahlendreher oder ein nicht mehr zuzuordnendes Maß reicht aus, um einen großen Teil Ihrer Arbeit in Frage zu stellen.
Ein bewährtes Hilfsmittel ist das sogenannte Aufmaßblatt. Dabei handelt es sich um eine Art Tabelle, in der Sie alle Messergebnisse so erfassen können, dass diese sich später wieder sicher dem tatsächlich gemessenen Bauteil oder auch Raum zuordnen lassen können. Meist wird zunächst die Lage benannt, also etwa über einen Raum oder ein Bauteil in Verbindung mit Himmelsrichtung, Straßenbezug oder einer anderen Richtungsangabe. Dann werden die jeweils gemessenen Längen aufgeführt und beispielsweise nach Länge, Breite oder Höhe sortiert. Zuletzt gibt es in aller Regel ein freies Feld für Anmerkungen und Kommentare, die beim nachfolgenden Zeichnen des Grundrisses helfen.
TIPP: Passen Sie Ihre Arbeitsgrundlage vor dem Aufmaß so an, dass es für Ihr Gebäude bzw. Ihre Wohnung bestmöglich passt. Überlegen Sie, ob ein Blatt je Geschoss oder je Raum sinnvoll sein könnte oder ob kleinere Objekte komplett auf einem Aufmaßblatt erfasst werden können.
Aufmaß nehmen, aber richtig
Nun geht es tatsächlich los und Stück für Stück wächst Ihr Aufmaß, bis Sie alle notwendigen Dimensionen erfasst haben. Damit die Arbeit möglichst einfach und fehlerfrei abläuft, kommt es sowohl auf geeignete Hilfsmittel als auch auf ein strukturiertes Vorgehen an.
Messgeräte und Hilfsmittel
Obwohl professionelle Aufmaße heute mehr und mehr mit komplexer Lasertechnik erstellt werden, reichen für ein einfaches Aufmaß normale, in jedem Haushalt verfügbare Hilfsmittel völlig aus. Meterstab und Maßband erlauben das Messen von Längen, Breiten und Höhen. Bei großen Längen bietet sich allerdings die Arbeit zu zweit an, um das Maßband anzuhalten oder einen Meterstab bündig anzulegen. Auch Distanzlaser lassen sich sehr gut einsetzen und können beispielsweise im Baumarkt tageweise ausgeliehen werden. Um die Messergebnisse aufzunehmen, reichen Stift und Papier beziehungsweise Aufmaßblatt. Ein Klemmbrett hilft, lesbar zu schreiben und die Aufzeichnungen jeweils zum aktuellen Messpunkt mitzunehmen. Optional helfen außerdem eine Wasserwaage und eine lange Setzlatte oder ein gerades Brett, um Unebenheiten in Böden und Wänden zu erkennen und maßlich zu bestimmen.
Schritt für Schritt vom Großen zum Kleinen
Gemessen wird ein Grundriss üblicherweise von den großen Gesamtmaßen bis hin zu den kleinen Details. Ein guter Einstieg sind beispielsweise die Außenmaße des Gebäudes oder aber ein großer, zentraler Raum im Grundriss. Zunächst werden Längen und Breiten je Raum ermittelt. Idealerweise werden beide Richtungen jeweils in den Raumecken und der Raummitte gemessen. So zeigt sich, ob Wände schräg verlaufen oder eine orthogonale Anordnung vorliegt. Nachfolgend werden dann von den Raumecken aus Türen, Fenster und sonstige Öffnungen sowie Einbauten eingemessen und in ihrer jeweiligen Dimension erfasst. Die Verbindung zwischen den einzelnen aufgemessenen Räumen erfolgt über Türen. Hier lässt sich die Wandstärke ermitteln oder aber durch die Tür hindurch ein Gesamtmaß benachbarter Räume ermitteln. Stück für Stück ergeben sich nun auch die nicht direkt messbaren Dimensionen, wie Wanddicken und Ähnliches.
TIPP: Führen Sie in jedem Raum diagonale Messungen von Ecke zu Ecke durch. So können Sie nochmals prüfen, wie rechtwinklig oder auch "schief" die Räume sind.
Dos und Don´ts beim Aufmaß
Fehler können immer passieren. Allerdings lassen sich gängige Fehler und damit verbundene Mehrarbeit von vorn herein vermeiden:
- Messen von unterschiedlichen Bezugspunkten (z. B: Innen- und Außenkante Türrahmen) führt zu falschen Maßen.
- Messen mit losem Maßband oder durchgebogenem Meterstab – geschieht im Eifer des Gefechts häufiger als gedacht und verfälscht die Ergebnisse.
- Unklare Erfassung der Messergebnisse (z. B. falsche Bezeichnung von Raum und Ausrichtung) führt zu Verwechslungen und falschen Annahmen.
- Das Fehlen von Kontrollmaßen kann über Maßungenauigkeiten rasch zu sich potenzierenden Fehlern führen.
- Fehlende Verbindungsmessungen der Räume zueinander (über Türen oder Fenster) ergeben Lücken im Zusammenhang aller ermittelten Maße.
Außerdem helfen ein paar simple Tricks, mit wenig Aufwand deutlich genauere und bessere Ergebnisse zu erzielen:
- Alle Räume nach dem selben Schema abarbeiten – das reduziert Fehler und vergessene Maße.
- Zu zweit arbeiten: eine Person misst, eine Person schreibt – das erhöht das Arbeitstempo enorm.
- Bauteile auf Ebenheit prüfen (auch augenscheinlich gerade Wände können leicht mehrere Zentimeter ausweichen) – das ermöglicht ergänzende Maße für ein genaueres Ergebnis.
- Bei komplexen Räumen ergänzende Skizzen erstellen – das hilft, alle Details, wie Rücksprünge, Absätze, Nischen etc. zu berücksichtigen.
- Fotos – sie erlauben auch später abseits des aufgemessenen Gebäudes eine optimale Orientierung.
Mit einem stimmigen Aufmaß zum perfekten Grundrissplan
Je besser ein Aufmaß ist, umso besser sind auch die daraus erstellten Pläne. Oder anders formuliert: Jeder Grundriss kann nur so gut sein, wie das zu Grunde liegende Aufmaß. Diesem Einstieg in jede Planung kommt daher eine ganz besondere Bedeutung zu. Strukturiert erstellt und gewissenhaft kontrolliert, bilden die Maße eine solide und vor allem belastbare Basis jeder folgenden Planung. Mit dem Wissen um die wichtigen Aspekte und die geeignetsten Hilfsmittel können Sie sehr gut selbst ein Aufmaß nehmen.
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